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Sonderausstellung

Zwangsarbeit unter dem Hakenkreuz

24.07.2021 - 05.09.2021

Deutsches Reich | Sachsen | Radebeul

Eine Ausstellung der Großen Kreisstadt Radebeul
in Kooperation mit der Siftung Hoflößnitz

Die ersten größeren ausländischen Zwangsarbeitergruppen erreichten Deutschland bereits kurz nach Kriegsbeginn: 1939 polnische und 1940 französische Kriegsgefangene und Zivilisten sowie andere Westeuropäer. Dazu kamen ab Sommer 1941 sowjetische Kriegsgefangene und ab Herbst 1941 Zivilisten aus den besetzten Gebieten der Sowjetunion, 1943 italienische Kriegsgefangene und ab Mitte 1944 KZ-Häftlinge und ausländische Juden. Die Behandlung dieser insgesamt etwa 13,5 Millionen Menschen war sehr unterschiedlich und wurde gemäß dem Rassenschema der Nationalsozialisten sowie außenpolitischen Notwendigkeiten organisiert. Die Zwangsarbeiter wurden von Himmlers SS- und Polizeiapparat streng überwacht und bei Regelverstößen teils brutal bestraft. Die schlechteste Behandlung erfuhren Polen, sowjetische Zivilisten („Ostarbeiter“), sowjetische und italienische Kriegsgefangene sowie KZ-Häftlinge und Juden. Ihr Zwangsarbeitseinsatz ermöglichte die Fortführung des Krieges bis 1945. Obwohl der Zwangsarbeitskomplex zu den größten NS-Verbrechenskomplexen gehörte, setzte die öffentliche Auseinandersetzung damit erst spät ein.

In Sachsen belief sich die Gesamtzahl der Zwangsarbeiter von 1939 bis 1945 auf etwa 500.000. Ihr Einsatz erfolgte in praktisch allen Bereichen der Wirtschaft: Zunächst vor allem in der Landwirtschaft, dann in Bergbau und Rüstungsindustrie, aber auch in Kommunen und im Dienstleistungssektor. Insbesondere in den großen Rüstungszentren Sachsens, Leipzig, Dresden und Chemnitz, bildeten Zwangsarbeiter einen hohen Anteil an den Beschäftigten, in manchen Fällen gar die Mehrheit im Betrieb. Ende 1944 waren 21,5 % aller Beschäftigten in der sächsischen Wirtschaft ausländische Zwangsarbeiter. Spätestens ab 1942 war Zwangsarbeit auch in Sachsen ein allgemeines Phänomen, und trotz Versuchen der Abschirmung gehörten Zwangsarbeiter in Städten und Dörfern, insbesondere aber in den Betrieben, zum Alltagsbild. In Sachsen existierten mehrere Tausend Lager für Ausländer. Die größten Lager umfassten Dutzende, mitunter, wie in Espenhain, auch über 100 Baracken. In diesem Ausstellungsteil werden die Existenzbedingungen der am meisten unterdrückten Zwangsarbeitergruppen besonders beleuchtet.

Auch Radebeuler Firmen produzierten in großem Umfang für die deutsche Rüstung. Einige Tausend Zwangsarbeiter waren hier tätig, ohne dass die genaue Zahl bekannt ist. Zunächst wurden Zwangsarbeiter aber auch hier in der Landwirtschaft, so z. B. im Weinbau, eingesetzt. Am Beispiel der Chemischen Fabrik von Heyden werden in der Ausstellung die verschiedenen Zwangsarbeitergruppen, ihre Größenordnung sowie die Dauer ihres Arbeitseinsatzes aufgezeigt. Auch in Radebeul gestaltete sich die Behandlung der Gruppen sehr unterschiedlich. Die Quellenüberlieferung ist insgesamt sehr lückenhaft. Zum ersten Mal können der Öffentlichkeit hier aber individuelle Dokumente zur Beschreibung von Ostarbeiterschicksalen sowie denen von sowjetischen Kriegsgefangenen im Bereich Weinbau und Industrieproduktion präsentiert werden. Obwohl es in Radebeul keine KZ-Außenlager gab, berührten im April 1945 mehrere Evakuierungstransporte („Todesmärsche“) aus Konzentrationslagern auch das Radebeuler Stadtgebiet. Kurz vor Kriegsende ist in Radebeul der Einsatz von KZ-Häftlingen zu Aufräum- und Schanzarbeiten belegt.

Die Ausstellung entstand 2020 auf Initiative der Arbeitsgruppe „75 Jahre Kriegsende in Radebeul“.
Texte: Dr. Klaus-Dieter Müller und Frank Andert, unter Mitarbeit von Romy Leidhold (Stadtarchiv Radebeul)

 

Vortragsveranstaltung zur Zwangsarbeit im Zweiten Weltkrieg

Am Mittwoch, den 1. September um 19 Uhr findet im Winzersaal der Hoflößnitz, Knohllweg 37 in Radebeul, eine Vortragsveranstaltung zur aktuellen Sonderausstellung des Sächsischen Weinbaumuseums statt. Der Radebeuler Historiker Dr. Klaus-Dieter Müller spricht zum Thema Zwangsarbeit im Deutschen Reich und in Sachsen 1939 bis 1945. Museumsleiter Frank Andert geht auf das Thema Zwangsarbeit in Radebeul ein. Im Anschluss besteht die Möglichkeit zur Diskussion. Der Eintritt ist frei.

Die Ausstellung „Zwangsarbeit unter dem Hakenkreuz. Deutsches Reich – Sachsen – Radebeul“ im Bergverwalterhaus der Hoflößnitz ist noch bis zum 5. September jeweils Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr zu besichtigen.

Kontakt

Sächsisches Weinbaumuseum

0351 / 839 83 31
info@hofloessnitz.de

Öffnungszeiten

Di – So von 10 bis 18 Uhr

Eintritt 3,50 € pro Person
ermäßigter Eintritt: 2,50 € pro Person
Kinder bis 12 Jahre: Eintritt frei

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